Besonders in der Ausbildung von LehrerInnen scheinen Reflexive Methoden, z.B. in Form von „Tagebüchern“ eine interessante Möglichkeit zu sein. Hierzu ein paar Gedanken:
Die Ausbildung von Lehrern im Bereich der Beruflichen Schulen findet grundsätzlich in drei Phasen statt.
- Phase Eins ist ein universitäres Studium, bei dem zunächst das fachliche Wissen für die spätere Tätigkeit im Lehrerberuf vermittelt wird.
- In Phase Zwei findet der Vorbereitungsdienst an einem staatlichen Studienseminar mit Abschluss der Zweiten Staatsprüfung statt. (Referendariat)
- Phase Drei besteht aus kontinuierlicher Fortbildung der Lehrkräfte.
Tramm (2002) stellt in Frage, ob das Erziehungswissenschaftliche Studium nicht früher und stärker als in Phase Zwei an die Praxis angebunden werden sollte. Des weiteren merkt er an, dass die deutliche Trennung von Theorie und Praxis, bzw. die Isolation der Praxis zu einem Handlungs- und Anpassungsdruck führen könne, der vorschnell zur Ãœbernahme von tradierten und scheinbar bewährten Unterrichtspraxen führen könnte. Hierbei werden nicht die zwei Phasen der Ausbildung in Frage gestellt, jedoch sei der Grad der Verzahnung zu überdenken. Tramm schlägt eine stärkere, theoretische Reflexion der Praxisinhalte vor, um einen erhöhten Grad an Flexibilität im eigenen Handlungsrepertoire zu erhalten, bzw. die eigene Handlung bewusst zu erhalten oder zu modifizieren.
Posch und Altrichter (im Buch „Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht“, ) nennen das schreiben von Tagebüchern als Möglichkeit, um selbst gemachte Erfahrungen zu dokumentieren und zu strukturieren. In einem solchen Tagebuch können methodische wie auch inhaltliche Notizen abgelegt, aber auch Pläne für die weitere Tätigkeit abgelegt werden.
Durch diese Art der Dokumentation besteht auch die Möglichkeit, Lernprozesse durch Beratung einzuleiten (Gassner, 2005), indem man seine eigenen Erfahrungen transparent macht und mit Kolleginnen und Kollegen austauscht.
Die Beobachtung eigener Lernaktivitäten gilt als bedeutsamer Bestandteil des selbstgesteuerten Lernens. Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung und Metakognition bilden wesentliche Voraussetzungen dafür, die eigene Aufmerksamkeit zu kontrollieren, Lernstrategiewissen aufzubauen und so das eigene Lernen besser steuern zu können.
Häcker, T., 2005
So weit ich diese Quellen bisher verstehe werden für diese Form der Tagebücher, Portfolios oder wie auch immer man diese Dinge nennen will, vorwiegend analoge Techniken eingesetzt.
In einem weiteren schritt werde ich mir mal anschauen welche Vor- und Nachteile Weblogs in diesem Zusammenhang bieten, denn im Moment würde ich Ihnen ein bedeutsames Potenzial zuschreiben.
Quellen:
- Altrichter, Herbert, u. Posch, Peter: Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht, Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 2007
- Gassner, Otmar: Lernprozesse sichtbar machen durch Digitale Portfolios in: journal für Lerherinnen- und lerherbildung, Ausgabe 1/2007, 2005
- Häcker, Thomas: Portfolio als Instrument der Kompetenzdarstellung und reflexiven Lernprozesssteuerung In: bwp@ Nr. 8, 2005
- Tramm, Tade (2002): Lehrerbildung für den Berufsbildenden Bereich in Deutschland zwischen Wissenschafts- und Praxisbezug
Ralf Appelt arbeitete im Medienzentrum der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Uni Hamburg und studierte Diplom Pädagogik und ePedagogy Design Visual Knowledge Building. Mittlerweile ist er Studienrat an einer berufsbildenden Schule in Schleswig-Holstein. Er interessiert sich ausserdem für Visualisierung, Photographie, Social Media und mobile Learning. |
[…] Lerntagebücher (in der Lehrerbildung) 9. Mai 2007 […]
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